Du bist aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen? Du hast viel erlebt und bist vielleicht noch unsicher, wie dein Leben hier weitergeht. In Deutschland kann das Leben manchmal ganz schön kompliziert sein. Die Sprache, andere Regeln. Vieles ist neu. Du möchtest dazugehören und zeigen, was du kannst. Aber manchmal weißt du nicht, wo du anfangen sollst. Ein Freiwilligendienst kann eine gute Möglichkeit sein, um in Deutschland besser anzukommen.
Mit einem Freiwilligendienst kannst du anderen Menschen helfen. Es gibt verschiedene Bereiche, wo du dich einbringen kannst. Willst du zum Beispiel in einem Kindergarten helfen? Oder in einem Pflegeheim mitarbeiten oder in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung? Du hast viele Möglichkeiten. Ein Freiwilligendienst bietet dir die Chance, dich einzubringen mit deinen Interessen, Ideen und Fähigkeiten.
Du lernst viele neue Dinge. Du sprichst Deutsch im Alltag, lernst neue Leute kennen und gewinnst vielleicht sogar Freunde. Mit einem Freiwilligendienst bekommst du Unterstützung und Begleitung. Du arbeitest nicht einfach nur, du bist Teil einer Gemeinschaft. Du bekommst ein Taschengeld und hast Zeit, dich beruflich zu orientieren und deine Zukunft in Deutschland zu planen.
Möchtest du wissen, wie ein Freiwilligendienst funktioniert? Welche Möglichkeiten es gibt? Und wie du einen Platz findest Hier findest du Antworten auf alle wichtigen Fragen.
Was ist ein Freiwilligendienst?
Ein Freiwilligendienst ist ein freiwilliges Helfen in sozialen, ökologischen oder gemeinnützigen Einrichtungen. Du erlebst den Alltag, packst mit an oder engagierst dich für die Natur. Du bekommst monatlich ein Taschengeld und oft weitere Unterstützungen wie Essens- oder Fahrtkostenzuschuss.
Passende Einsatzstellen findest du über die evangelische Freiwilligenbörse ein-jahr-freiwillig.de. Unsere Stellensuche bietet dir Angebote in ganz Deutschland. Ganz bestimmt gibt es auch in deiner Nähe einen Freiwilligendienst, der zu dir passt.
Welche Arten von Freiwilligendiensten gibt es?
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
- Für alle von 16 bis 27 Jahren
- Dauert meist 6 bis 12 Monate. Ein FSJ kann auf bis zu 18 Monate verlängert werden.
- Start ist jederzeit möglich – die meisten starten im Sommer/Herbst, aber auch im Frühjahr oder Winter gibt es freie Plätze.
- Du kannst in ganz unterschiedlichen Bereichen einen Freiwilligendienst machen. Zum Beispiel in der Altenhilfe, Kinder-/Jugendarbeit, Betreuen von Menschen mit Behinderung, Sozialarbeit, kirchliche Gemeindearbeit, Pflege in Krankenhäusern oder Seniorenheimen, Haustechnik und viele weitere Bereiche mehr.
- Du bekommst zirka 450 Euro Taschengeld pro Monat, oft auch Essen oder Zuschüsse für Fahrten und Unterkunft.
- Im FSJ wirst du begleitet. Das bedeutet, du hast feste Ansprechpersonen und nimmst an mindestens 25 Seminartagen (Workshops) teil.
- Freiwillige sind keine regulären Arbeitskräfte. Sie ergänzen das Team mit ihrem freiwilligen Engagement. Das ermöglicht dir Einblicke in die Arbeitswelt. Es ist die Chance, Lern- und Lebenserfahrung zu machen.
- Nach deinem FSJ bekommst du ein Zeugnis. Die Zeit kann bei Praktika und Bewerbungen anerkannt werden.
Bundesfreiwilligendienst (BFD)
- Ein Bundesfreiwilligendienst ist ganz ähnlich wie ein FSJ. Wichtigster Unterschied: Beim Bundesfreiwilligendienst - kurz BFD - gibt es keine Altersgrenze. Weil das FSJ nur bis 26 Jahre möglich ist, werden Bundesfreiwilligendienste für Ältere auch oft als BFD Ü27 bezeichnet. Im Bundesfreiwilligendienst können sich auch erfahrene Erwachsene und Seniorinnen und Senioren einbringen.
- Einsatzbereiche und Leistungen sind wie beim FSJ. Unterschied: Ein BFD Ü27 ist auch in Teilzeit ab 20 Wochenstunden möglich.
- Ein BFD dauert wie ein FSJ zwischen sechs und 18 Monaten. Du kannst dich jederzeit bewerben.
- Die Leistungen sind wie beim FSJ: Taschengeld, Sozialversicherungen, begleitende Seminare und Bildungsangebote.
Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
- Für Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 27 Jahren.
- Beim FÖJ liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf Natur und Umwelt. Einsatzstellen gibt es zum Beispiel im Umweltschutz, in der Landwirtschaft, Natur- oder Umweltbildung, in Gärtnereien.
- Dauer: meist 6 bis 12 Monate. Auch das FÖJ kann auf bis zu 18 Monate verlängert werden
- Du bekommst Taschengeld, Unterstützung für Essen, Unterkunft, Versicherungen. Es gibt Seminare zu Natur- und Umweltthemen.
- FÖJ schafft Kontakte zu neuen Berufsfeldern und fördert Engagement für eine "grüne Zukunft"
Wo kannst du einen Freiwilligendienst machen?
Die evangelische Freiwilligenbörse ein-jahr-freiwillig.de bietet überall in Deutschland Plätze an:
- Du findest Einsatzstellen zum Beispiel in der Altenpflege, Sozialstationen, Krankenpflege, Betreuung und Integration von Geflüchteten, Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Kitas, Hausaufgabenbetreuung, kirchliche Jugendarbeit, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.
- Im FÖJ kannst du auf Bauernhöfen, in der Umweltbildung, Landschaftspflege, in Gärten oder Umweltprojekten mithelfen.
- Über ein-jahr-freiwillig.de kannst du gezielt Orte, Bereiche und Organisationen suchen und Kontakt aufnehmen. Du bewirbst dich ganz einfach online und bekommst Hilfe im ganzen Prozess.
Die wichtigsten Leistungen bei FSJ, FÖJ und BFD im Überblick:
- Monatliches Taschengeld (zirka 450–455 Euro), gegebenenfalls sind Zuschüsse für Essen, Unterkunft, Fahrt möglich
- 30 Tage Urlaub bei zwölf Monaten Dienstzeit
- Begleitung durch erfahrene Fachleute
- Mindestens 25 Bildungstage mit Seminaren (Workshops) und Austausch mit anderen Freiwilligen
- Sozialversicherung inklusive: alle Freiwilligen sind kranken-, renten-, arbeitslosen- und pflegeversichert
- Freiwilligenausweis: ermöglicht Ermäßigungen bei Bus, Bahn und Freizeit
- Anspruch auf Kindergeld bis 25 Jahre, auch Halbwaisen-/Waisenrente möglich
- Abschlusszertifikat/Arbeitszeugnis
Was bringt dir ein Freiwilligendienst?
- Du erlebst die Arbeitswelt in Deutschland, entdeckst Berufe und kannst ausprobieren, was dir Spaß macht.
- Du lernst Deutsch im Alltag. Auch wenn du noch nicht so gut Deutsch sprichst, die Menschen in den Einrichtungen helfen dir weiter.
- Du findest neue Freunde und Kontakte, lernst das Leben in Deutschland besser kennen und bekommst Unterstützung.
- Du verbesserst deine Chancen auf einen Job, Ausbildungsplatz oder Studium: Ein Freiwilligendienst zählt als Pluspunkt in jeder Bewerbung.
- Du bekommst ein Zertifikat am Ende des Dienstes. Es dient dir als Praxisnachweis für Ausbildung und Studium. Ein Freiwilligendienst wird auch als Wartezeit für Studium angerechnet.
- Du kannst dich persönlich und fachlich weiterentwickeln – es gibt viele kreative, sportliche und politische Angebote neben der Arbeit.
- Du bist sozialversichert und bekommst oft Vergünstigungen im Alltag durch den Freiwilligenausweis.
Oft gestellte Fragen und Antworten
Um ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) machen zu können, brauchst du eine Erlaubnis zum Arbeiten. So eine Beschäftigungserlaubnis stellt dir die Ausländerbehörde aus. Falls du bereits einen Aufenthaltstitel hast, der eine Beschäftigung erlaubt, reicht das in der Regel aus. Wenn du nur eine Aufenthaltsgestattung oder Duldung hast, musst du dir von der Ausländerbehörde schriftlich eine Beschäftigungserlaubnis ausstellen lassen.
Über die Ortsuche von ein-jahr-freiwillig.de kannst du herausfinden, welche Freiwilligendienste es in deiner Region gibt, und welche Organisationen ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienste (BFD) anbieten. In den Stellenangeboten kannst du mit einem Klick auf den Button "Nachricht an Anbieter" direkt mit der Organisation in Kontakt treten.
Die Organisationen, die Freiwilligendienste anbieten, werden meistens auch als "Träger" bezeichnet. Wir empfehlen Geflüchteten, sich vor der Bewerbung von Mitarbeitenden eines Trägers beraten zu lassen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können auf die persönliche Situation eingehen. Sie können Tipps geben und dabei helfen, eine passende Einsatzstelle zu finden. Wo es in deiner Nähe Träger gibt, die beraten können, zeigt unsere Karte "Anbieter im Überblick".
Du kannst dich das ganze Jahr über für einen Freiwilligendienst in Deutschland bewerben. Es gibt keine festen Start-Termine, ein Einstieg ist jederzeit möglich. Freie Plätze werden in der Regel zu Beginn eines Monats besetzt.
Wer einen Freiwilligendienst machen möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein. Eine Voraussetzung ist, dass Kinder und Jugendliche die gesetzliche Schulpflicht erfüllt haben. Diese kann je nach Bundesland und Kommune unterschiedlich geregelt sein. Wir empfehlen, sich von einem Träger beraten zu lassen.
"Ü27" kennzeichnet Freiwilligendienste, für die es keine Obergrenze beim Alter gibt. Das sind Plätze für Freiwilligendienste, die über das Programm "Bundesfreiwilligendienst" (BFD) laufen. Einen BFD können auch Menschen machen, die älter als 27 Jahre sind. Das unterscheidet den BFD vom FSJ-Programm. Ein "Freiwilliges Soziales Jahr" ist nur bis zum Alter von 26 Jahren möglich. Deshalb ist es üblich geworden, Freiwilligendienste für Ältere kurz mit "Ü27" zu kennzeichnen.
Nein, ein Freiwilligendienst wie das FSJ oder ein Bundesfreiwilligendienst (BFD) kann dich nicht vor einer Abschiebung schützen. In besonderen Einzelfällen kann ein freiwilliges Engagement aber hilfreich sein. Denn es zeigt, dass du dich gemeinnützig engagierst und dich integrieren willst. Ob das eine Abschiebung verhindert, liegt aber immer im Ermessen der Ausländerbehörde.
Ja, das ist in der Regel möglich. Du brauchst aber meistens eine Erlaubnis von der Ausländerbehörde.
Es ist gut, wenn du bereits etwas Deutsch verstehst und sprechen kannst. Dein Deutsch muss aber nicht perfekt sein. Ein Freiwilligendienst kann dir dabei helfen, dein Deutsch zu verbessern. In den Einsatzstellen lernst du die Sprache praktisch bei der täglichen Mitarbeit.
Nein, du kannst dich für einen Freiwilligendienst bewerben, ohne einen Abschluss oder Zeugnisse vorweisen zu müssen.
In den Einsatzstellen und bei der Trägerorganisation gibt es Ansprechpersonen, an die du dich immer wenden kannst. Sie helfen dir bei allen deinen Fragen und Anliegen.