IJFD - Internationaler Jugendfreiwilligendienst

Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) ist ein Programm, das dir im Ausland soziale und interkulturelle Erfahrungen ermöglicht. Du arbeitest ganztägig in einer gemeinnützigen Organisation oder Einrichtung. Gefördert wird der Internationale Jugendfreiwilligendienst vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Bulletpoints International
Länder

weltweit in zahlreichen Ländern

Dauer

6 bis 18 Monate, in der Regel 12 Monate

Voraussetzungen
  • Alter: Am Tag der Abreise musst du in der Regel 18 Jahre sein und darft bis zum Dienstende das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben 

  • Grundkenntnisse der Landessprache, gute Sprachkenntnisse in englisch-, französisch- und deutschsprachigen Ländern

  • Interesse an Kultur des Einsatzlandes und deutscher Geschichte

  • einige Organisationen erwarten Teilnahme an Praktikum und Exkursion

Tätigkeitsbereiche
  • Geflüchtete

  • Frieden und Entwicklung

  • Handwerk und Technik

  • Kinder und Jugendliche

  • Kranke Menschen

  • Kultur

  • Menschen mit Behinderung

  • Natur und Umwelt

  • Politik und Verwaltung

  • Schule

  • Senor*innen

  • Soziale Dienste

  • Sport

Finanzielles
  • Programm übernimmt i.d.R. Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld, Kosten für die An- und Rückreise zum Projekt und zu Seminaren, Versicherungen (inkl. Impfkosten, Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung), Kosten für Visa, Kosten für Sprachkurse bei Bedarf

  • Die Leistungen können von Träger zu Träger unterschiedlich sein

  • Nicht selten bitten Träger um finanzielle Eigenbeteiligung, indem Freiwillige etwa einen Förderkreis aufbauen (z.B. 15 Leute spenden während dem Auslandsaufenthalt jeden Monat einen Geldbetrag)

  • Anspruch auf Kindergeld besteht weiter

Seminare

Insgesamt mindestens 25 Seminartage über das freiwillige Jahr verteilt: mehrtägiges Vorbereitungsseminar in Deutschland, Seminarblöcke im Einsatzland, mehrtägiges Rückkehrer*innen-Seminar in Deutschland

 

Weitere Infos
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Info: Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD)

Mit den Leuten in meinem Team kann ich offen über alles reden

Robin macht einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst

Robin (18) macht zwölf Monate lang einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Er arbeitet in der Gedenkstätte eines ehemaligen Internierungslagers in Frankreich.

Ich wollte nach dem Abitur einen Freiwilligendienst machen. Ich habe mich für den Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) entschieden, weil ich mit der Entsendeorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) ins Ausland gehen wollte. Die Organisation setzt sich für die Verständigung zwischen den Generationen, Kulturen und Völkern ein, die vom zweiten Weltkrieg betroffen sind. Das überzeugte mich und ich bewarb mich auf den Freiwilligendienst, ohne ein konkretes Projekt im Kopf zu haben. Meine Motivation für einen Freiwilligendienst bestand zum einen in dem Wunsch, durch soziales Engagement anderen Menschen zu helfen. Zum anderen habe ich auch die Möglichkeit für mich gesehen, während eines solchen Jahres eine Vielzahl an wertvollen Erfahrungen zu sammeln.

Meine Bewerbung verschickte ich fast ein Jahr im Voraus. Kernstück waren ein ausformulierter Lebenslauf und Antworten auf sechs Motivations-Fragen. Das war eine große Herausforderung, da ich mir über viele Dinge erst Gedanken machen musste. Für jede Frage schrieb ich etwa eine halbe Seite. Ich beantwortete zum Beispiel, in welchem Bereich ich mich gerne engagieren würde und in welchen Ländern ich mir ein Engagement eher nicht vorstellen kann. Außerdem brauchte ich drei Referenzschreiben auf einem vorgefertigten Fragebogen. Die Bewerbung hatte somit einen relativ festen Rahmen, was ich sehr angenehm fand. Sommer-Workcamp zur Einstimmung ASF lud mich zu einem viertägigen Info- und Auswahlseminar ein, bei dem ich mich auf einzelne Projekte bewerben konnte. Es gab etwa 70 Teilnehmer und ich fand es erstaunlich, auf wie viele nette, interessierte und offene Leute ich dort stieß. Es war leicht Kontakte zu knüpfen. Neben einem informativen Teil, gab es auch einstündige Einzelgespräche. Die Atmosphäre empfand ich als äußerst angenehm und locker. Meine Organisation empfiehlt Freiwilligen vor dem Dienst ein zweiwöchiges Sozialpraktikum zu machen und an einer Fahrt zu einer Gedenkstätte teilzunehmen. Ich besuchte alternativ das Rumänien-Sommercamp. Während der zwei Wochen in Bukarest wohnten wir in einem jüdischen Altenheim, besuchten die Bewohner und arbeiteten auf einem jüdischen Friedhof.

Es ist üblich, dass man sich vor seiner Abreise 15 Paten sucht. Sie spenden während dem Auslandsjahr jeden Monat 15 Euro. Die Patensuche war für mich nicht einfach. Ich habe mein Motivationsschreiben individuell umgestaltet und an Verwandte, Bekannte und lokale Politiker per E-Mail verschickt. Das war viel Arbeit und es war mir unangenehm, bei anderen Leuten so direkt nach Geld zu fragen. Aber letztendlich konnte ich genügend Paten gewinnen.

Ausreiseseminar mit netten Leuten und spannenden Themen

Mein Projekt ist das "Mémorial du Camp de Rivesaltes2 im südfranzösischen Perpignan. Ich arbeite in einer Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Internierungslagers für Juden, spanische Flüchtlinge und Roma in Rivesaltes. Später war es auch ein Auffanglager für Harkis. Im Algerienkrieg kämpften die Harkis als Ergänzungseinheit für die französische Armee. Nach der Unabhängigkeit ihres Heimatlandes mussten sie fliehen. Die Gedenkstätte befindet sich im Bau, aber ich kann bereits Schulklassen über das ehemalige Lagergelände führen. 

Da ich in einem EU-Land bin, benötige ich kein Visum und kann auch flexibel und unkompliziert reisen. Ich habe während des Jahres zwei Urlaubstage pro Monat. Die konkrete Vorbereitung auf meine Aufgaben und Tätigkeiten im Projekt fand für mich vor allem auf dem Ausreiseseminar statt, zu dem alle ASF-Freiwilligen kamen. Während des einwöchigen Seminars wurden wir in Kleingruppen eingeteilt. Ich war in der "historischen Bildungsarbeit". Wir sprachen über mögliche Aufgaben, Herausforderungen oder Probleme, die in der Gedenkstätte auf uns zukommen könnten und machten uns mit der Geschichte vertrauter. Es gab interessante Workshops und wir besuchten das Haus der Wannsee-Konferenz und nahmen an einem Entsendegottesdienst teil. 

Alle Frankreich-Freiwilligen zum Kennenlernen in Paris

Ich reiste zusammen mit den anderen Frankreich-Freiwilligen nach Paris, wo sofort ein weiteres Seminar stattfand. So konnte ich gleich die Frankreich-Freiwilligen besser kennenlernen und erhielt nützliche Informationen über das Land. Wir besuchten zum Beispiel das "Mémorial de la Shoah" und machten einen Rundgang durch das 14. Arrondissement in Paris. 

Im Anschluss an das Seminar fuhr ich mit dem Zug zu meinem Einsatzort in den Süden Frankreichs. Ich kam am Nachmittag in Rivesaltes an, wo ich von einer Kollegin abgeholt und auf das Gelände des ehemaligen Internierungslagers mitgenommen wurde. So konnte ich das Lager und die Überbleibsel der Baracken sofort zu Gesicht bekommen. Es passte gut, dass ich bei meiner Ankunft direkt an der Führung einer Kollegin teilnehmen konnte, die mir meine zukünftige Aufgabe zeigte.

Offene Gespräche im Team

Am Abend wurde ich zu meiner Wohnung im Zentrum von Perpignan gebracht, die ich vom lokalen Träger des Projektes, der Region Languedoc-Roussillon, gestellt bekomme. Dort lebe ich alleine, was anfangs eine Umstellung war. Mittlerweile komme ich gut damit klar. Das Büro des Mémorials befindet sich in Perpignan, gleich um die Ecke von meinem Appartement. Mein Team besteht aus fünf Leuten und mir. Die Atmosphäre empfinde ich als gut und das gibt mir die Möglichkeit, mit meinen Kollegen offen über alles zu reden. Eine Kollegin fungiert auch als Betreuerin. Es war jedoch noch nicht nötig, dass ich mit ihr ein Problem-Gespräch führen musste. 

Nach den Orientierungstagen im September fand im Dezember noch ein weiteres Seminar für uns Frankreichfreiwillige statt. Wir besuchten die "Cité National de l'Histoire de l'Immigration", ein Museum über die Geschichte der Immigration in Frankreich. Am nächsten Tag empfingen wir den Shoah-Überlebenden Paul Niedermann, der im Oktober 1940 mit seiner Familie nach Frankreich deportiert wurde und auch ein Jahr in Rivesaltes - dort wo ich arbeite - festgehalten wurde. Durch meine Arbeit kannte ich bereits ähnliche Schicksale, aber es war spannend.

Einige Monate nach Ende des Freiwilligendienstes findet noch einmal ein ASF-Nachbereitungsseminar statt. Es ist nicht verpflichtend, aber ich plane daran teilzunehmen. Denn ich mich darauf, die Freiwilligen, die ich auf den Seminaren kennengelernt habe, noch einmal zu sehen. Ich bin froh, dass ich in meinem Auslandsjahr so viel über Geschichte und Kulturen lernen durfte. Ich habe viel über die Geschichte des Lagers von Rivesaltes und damit auch über das 20. Jahrhundert gelernt.

Protokoll: Katrin Langhans

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Foto: Getty Images/iStockphoto/bonniecaton
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