FSJ / FÖJ im Ausland

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) im Ausland richtet sich an junge Menschen, die sich ein Jahr lang in einer sozialen Einrichtung oder im Natur- oder Umweltschutz engagieren möchten. Das FSJ/FÖJ im Ausland wird von vielen Hochschulen als Praktikum anerkannt. Bei vielen Universitäten kann man sich das FSJ/FÖJ als Wartezeit auf einen Studienplatz anrechnen lassen.

Bulletpoints International
Länder

weltweit in zahlreichen Ländern

Dauer

6-24 Monate, in der Regel 12 Monate

Tätigkeitsbereiche
  • Frieden und Entwicklung

  • Handwerk und Technik

  • Kinder und Jugendliche

  • Kirche und Gemeinde

  • Kranke Menschen

  • Kultur

  • Menschen mit Behinderung

  • Natur und Umwelt

  • Politik und Verwaltung

  • Schule

  • Senior*innen

  • Soziale Dienste

Alter

zwischen 18 und 26 Jahre

Voraussetzungen
  • Interesse an sozialen bzw. ökologischen Themen und der Kultur des Einsatzlandes

  • Sprachkenntnisse: sinnvoll, aber keine Voraussetzung

Finanzielles
  • Die Träger übernehmen die Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung

  • Seminare sowie Anreise zu den Seminaren ist kostenlos

  • Die An- und Abreise ins Gastland tragen die Teilnehmenden i.d.R. selbst

  • Taschengeld: Freiwillige im FSJ/FÖJ in Ausland bekommen je nach Bundesland unterschiedlich viel. Beispiel Koppelsberg: etwa 400 Euro im Monat, etwa 110 Euro davon sind Wohngeld, reicht das nicht für die Miete, können Freiwillige Wohngeld beantragen

Seminare

Insgesamt mindestens 25 Seminartage, 10 Tage finden vor der Ausreise statt. Die Seminare sind meist folgendermaßen aufgeteilt: Einführungsseminar (5 Tage), zusätzlich für Auslandsstellen 5 Tage Ausreiseseminar, 3 Seminare während des Dienstes (jeweils 5 Tage), Abschlussseminar (5 Tage)

Weitere Infos

FSJ im Ausland:
www.ev-freiwilligendienste.de

FÖJ im Ausland:
www.oeko-jahr.de

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Info: FSJ / FÖJ im Ausland

Ich habe viel über die Natur und das Leben gelernt

Katrin macht im Ausland ein FÖJ

Katrin (20) macht ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in Estland. Als Freiwillige arbeitet sie in einer Naturschule. Sie erstellt Materialien für Umweltbildungsprogramme und gärtnert im ökologischen Garten. Sie erzählt, wie ein freiwilliges Jahr im Ausland abläuft.

Nach der Schule wollte ich auf jeden Fall ins Ausland gehen. Im Internet bin ich auf das FÖJ gestoßen (www.oeko-jahr.de). Mir gefiel der ökologische Aspekt des Programms, da ich mich sehr für Naturschutz interessiere. Wichtig war mir aber auch, dass keine monatlichen Kosten anfallen, da ich mir ein Freiwilliges Jahr im Ausland sonst nicht hätte leisten können.

Ich habe mich dann beim FÖJ-Träger Koppelsberg auf Stellen im Ausland beworben. Es gibt bei meinem Träger Stellen in Estland, Litauen und Polen und ich habe mich für alle drei Länder beworben. Parallelbewerbungen sind kein Problem. Für meine Bewerbung brauchte ich einen Lebenslauf mit Foto.

Meine Motivation für ein FÖJ

Außerdem musste ich zwei Dokumente ausfüllen: In dem einen sollte ich etwas über mich schreiben, im zweiten meine Beweggründe für ein FÖJ nennen. Ich habe geschrieben, dass ich mich sehr für Naturschutz interessiere und es wichtig finde, die Natur zu erhalten. Mir war es aber auch wichtig neue Erfahrungen zu sammeln.

Meine Bewerbung habe ich noch nach Bewerbungsschluss abgeschickt. Ich hatte Glück. Schon zwei Wochen später fand mein Bewerbungsgespräch in Hamburg statt. Wir waren neun Bewerber auf sechs Stellen. Die aktuellen Freiwilligen haben uns ihre Freiwilligenarbeit mit Fotos und einem kurzen Vortrag vorgestellt. Sie waren auch bei den Bewerbungsgesprächen dabei, in denen es darum ging, zu schauen, wer sich in welcher Einsatzstelle wohlfühlen könnte. Da immer zwei FÖJ'ler zusammen in eine Einsatzstelle gehen, haben die Organisatoren darauf geachtet, wer zusammen passt. Alles lief sehr locker ab und ich fand es gut, dass wir unsere Vorgänger kennen lernen konnten.

Nach dem Bewerbungsgespräch stand für mich fest, dass ich am liebsten nach Estland wollte. Die Beschreibung der Stelle hat mir sofort gefallen. Die Arbeit in der Naturschule klang abwechslungsreich und die Fotos von der Natur waren toll. Außerdem wirkten die beiden aktuellen FÖJ'lerinnen sehr zufrieden. Parallel habe ich mich aber auch für Litauen und Polen beworben. Zum Glück kam nach fünf Wochen die Zusage für Estland.

Um mich vorzubereiten, habe ich im Internet recherchiert und einige Reiseführer gelesen. Ich hatte auch die Möglichkeit, meine Vorgängerinnen zu kontaktieren und sie mit Fragen zu löchern. Das empfehle ich, denn persönliche Tipps sind immer besser als generelle Hinweise aus dem Internet. Von der Organisation habe ich ein FÖJ-ABC bekommen, in dem die meisten Fragen zum Ablauf sehr gut erklärt waren.

Ausreiseseminar bereitet aufs Ausland vor

Die ersten zwei Seminare fanden drei Wochen nach dem Beginn des FÖJ in Deutschland statt. Da wir erst nach dem Besuch der Seminare ausreisen dürfen, habe ich die ersten Wochen in einem Naturerlebniszentrum in Kiel gearbeitet. Ich fand es interessant so auch in eine andere Stelle schnuppern zu können.

Im fünftägigen Ausreiseseminar haben wir über mögliche Probleme, unterschiedliche Kulturen und Projektideen gesprochen. Und wir haben wir einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Danach war ich fünf Tage beim Einführungsseminar für alle Freiwilligen des Trägers. Wir haben Kennenlernspiele gespielt, Tipps für Projekte oder Aktionen bekommen und viel Organisatorisches geklärt. In Workshops konnten wir uns in Fotografie, kreativem Schreiben, Musik oder Theater zu Umwelt-Themen ausprobieren. Ich war im Workshop Musik und wir haben in einer Gruppe ein Stück komponiert, was wir am Abschlussabend aufgeführt haben. Insgesamt waren wir etwa 160 Freiwillige. Die meiste Zeit haben wir aber in kleinen Gruppen verbracht.

Praktische Tipps von der Chefin vor Ort

Nach dem Seminar fuhr ich mit einer anderen Freiwilligen mit dem Bus nach Estland. Dagmar Hoder, die Chefin des Projekts, hat uns abgeholt. In den nächsten Tagen hat sie uns die Einsatzstelle in Tipu gezeigt, einen Tag später die nächste größere Stadt Viljandi, wo wir einkaufen gehen können und Sprachunterricht haben. Sie hat uns Tipps gegeben, welche Ausflugsziele sich lohnen, wie man mit Holz heizt und sie war mit uns bei der Bank, wo wir ein Konto eröffnet haben.

Ich lebe mit einer anderen FÖJ'lerin in einer schönen Wohnung am Rand des Nationalparks. Der kleine Ort besteht aus drei Wohnhäusern und zwei Schuppen, rundherum ist Wald. Der nächste Ort ist acht Kilometer entfernt, unsere Arbeitsstelle sieben Kilometer. Die Wohnung wird immer von den deutschen Freiwilligen bewohnt, ist komplett eingerichtet und günstig.

Viel Raum für eigene Ideen

Ich arbeite zusammen mit einer weiteren FÖJ'lerin im Soomaa Nationalpark in Estland in der Tipu Naturschule. Das ist eine Umweltbildungseinrichtung für Kindergruppen und Schulklassen. Da sich die Naturschule noch im Aufbau befindet, gibt es jede Menge Raum für eigene Ideen. Wir bauen Nistkästen, schreiben Infotexte, bereiten Material für die Schulgruppen vor, die uns besuchen und legen einen Garten an.

Unsere Chefin und Mentorin ist eine Deutsche, die vor 13 Jahren selbst ein FÖJ hier im Nationalpark gemacht hat. Sie hilft uns bei allen Problemen. Als ich einmal mit dem Auto liegengeblieben bin, kam sie sofort und hat mich in die Werkstatt geschleppt. Auch mit unserer Sprachlehrerin Maire Unt verstehe ich mich gut. Sie ist eine nette ältere Dame, die uns viel erklärt und immer ihre Hilfe anbietet. Als ich zum Beispiel erwähnt habe, dass ich zum Friseur will, haben wir alle wichtigen Vokabeln dafür aufgeschrieben.

Freiwillige drehen Kurzfilme über Öko-Themen

Für unsere drei Zwischenseminare fahren wir nach Deutschland. Bei jedem Seminar ernähren wir uns biologisch und diskutieren einen Schwerpunkt. Im Oktober haben wir über Naturparks und Schutzgebiete gesprochen und verschiedene Landschaftsformen wie Magerwiesen besucht. Im Februar war unser Thema Landwirtschaft und Ernährung. Wir haben einen Bio-Bauernhof und einen konventionellen Bauernhof besucht, eine Umfrage zum Thema Gentechnik gemacht und Kurzfilme über Landwirtschaftsformen gedreht.

Im April beschäftigten wir uns mit Mobilität und Biodiversität. Wir segelten eine Woche lang auf einem Traditionssegler von Stralsund nach Kappeln. Unterwegs lernten wir Nützliches über Segeln und Knotenkunde und beschäftigen uns mit den Themen Artenvielfalt in der Ostsee und Umweltverschmutzung.

Im Freiwilligendienst viel über die Natur gelernt

Unser letztes Seminar wird Anfang Juli auf Sylt stattfinden. Dort treffen wir uns wieder mit allen ökologischen Freiwilligen des Trägers. Wir werden zelten und uns austauschen. Danach fahre ich nochmal in die Einsatzstelle. Mein FÖJ endet dann mit einem letzten Reflexionsseminar in Deutschland.

Bisher habe ich in meinem Freiwilligendienst nicht nur viel über die Natur gelernt, sondern auch ganz praktische Dinge. Ich kann jetzt mit Kreis- oder Stichsägen umgehen und Reifen wechseln, Nistkästen bauen und Bücher binden. Ich glaube, ein Auslandsaufenthalt bringt einen auch persönlich weiter. Ich bin auf jeden Fall selbstständiger und selbstbewusster geworden.


Protokoll: Katrin Langhans

 

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